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Fast 150 Schülerinnen und Schüler ohne Schulplatz im eigenen Landkreis – eine außerordentliche Kreistagssitzung am 6. August soll Lösungen bringen

Die Sommerferien sollten für Familien eine Zeit der Entspannung sein. Doch für knapp 150 Familien im Landkreis Märkisch-Oderland sind die Ferientage überschattet von Sorge und Ungewissheit. Ihre Kinder haben keinen Schulplatz im eigenen Landkreis erhalten – ein Drama, das sich hinter nüchternen Zahlen verbirgt, aber echte Menschen und ihre Zukunft betrifft.

„Die betroffenen Kinder haben ganz sicher keine schönen Ferien“, bringt Patrick Gumpricht (Bauern und ländlicher Raum) die menschliche Dimension der Krise auf den Punkt. Was sich zunächst nach einer verwaltungstechnischen Panne anhört, zerreißt in Wahrheit soziale Strukturen und belastet Familien mit den Folgen einer fehlerhaften Schulentwicklungspolitik.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während in den Vorjahren auf den letzten Metern noch halbwegs zumutbare Lösungen gefunden wurden, ist die Situation diesmal völlig aus dem Ruder gelaufen. „Ohne schnelle und teure Zusatzmaßnahmen wird es diesmal sicher nicht möglich sein, die Enttäuschung aller Schülerinnen und Schüler und deren Familien zu mindern“, so die ernüchternde Einschätzung der Initiatoren.

Politische Verantwortung kennt keine Ferienzeit

Dass sich vier Kreistagsmitglieder unterschiedlicher Fraktionen – Patrick Gumpricht (Bauern und ländlicher Raum), Rico Obenauf (Freie Wähler), Melitta Schubert (B90/DIE GRÜNEN) und Thomas Mix (SPD) – zusammengetan haben, um eine außerordentliche Kreistagssitzung zu initiieren, spricht für den Ernst der Lage. Mit der Unterstützung von 20 weiteren Kreistagsmitgliedern wird am 6. August 2025 über Lösungen debattiert – mitten in den Ferien.

„Es freut mich sehr, dass den Kreistagsmitgliedern die Brisanz der Ereignisse bewusst ist“, erklärt Gumpricht. Fast alle angefragten Kollegen hätten ihre Mitzeichnung sofort zugesagt. „Da darunter vor allem die betroffenen Kinder zu leiden haben, sehe ich es auch als Pflicht des Kreises an, hier nicht bis nach den Ferien zu warten. Am Ende geht es um unsere Kinder im Landkreis!“

Rico Obenauf spricht von „staatlichem Versagen mit Ansage“. Seit Jahren kritisierten praktisch alle Bürgermeister aus dem berlinnahen Raum das verwendete Zahlen- und Prognosematerial – Gehör erhielten sie nicht. Der daraus entstandene Schulentwicklungsplan spiegele gar keine Entwicklungsplanung wider, sondern sei allenfalls eine Zustandsbeschreibung.

Besonders dramatisch wird es beim Thema Schülerbeförderung: „Durch die Zuweisung an Schulen außerhalb des Kreises werden nicht nur soziale Strukturen zerrissen, sondern auch andere Planungsgrenzen bei der ÖPNV-Struktur besonders deutlich“, erklärt Gumpricht. Die nur sporadisch bestehenden Busverbindungen über Kreisgrenzen hinweg machten zumutbare Schulwegzeiten selbst bei überschaubaren Wegstrecken vielerorts unmöglich.

Thomas Mix kritisiert scharf die Absage des regulären Bildungsausschusses durch den Vorsitzenden Manuel Mirus (AfD), der sich im Urlaub befand. Einen Antrag auf eine Sondersitzung ließ Mirus sogar gänzlich unbeantwortet. „Das können wir nicht hinnehmen“, so Mix. „Die Zuweisungsbescheide haben in vielen Familien für Dramen gesorgt. Wer das nicht erkennt, muss sich hinterfragen.“

Chance für einen Neuanfang in der Schulpolitik

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die mangelnde Kommunikation zwischen Verwaltung und gewählten Vertretern. „Wir erfahren alles nur aus der Presse und werden als Kreistagsmitglieder komplett außen vor gelassen“, bemängelt Melitta Schubert. Sie erwarte zumindest parallel zur Presse informiert zu werden, wenn vom beschlossenen Schulentwicklungsplan abgewichen werden solle.

So dramatisch die aktuelle Situation auch ist – sie bietet auch eine Chance. „Diese Krise ist auch eine Chance, eingefahrene Strukturen aufzubrechen und die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Kreistag wieder in richtige Bahnen zu lenken“, sieht Schubert auch positive Aspekte. „Schon in den letzten Jahren hat die Verwaltung ohne Festlegungen im Schulentwicklungsplan mit einzelnen Bürgermeistern Absprachen getroffen und uns nur nachträglich informiert. Damit muss jetzt Schluss sein.“

Die außerordentliche Kreistagssitzung am 6. August könnte zu einem Wendepunkt werden. Denn die Zahlen werden sich in den nächsten Jahren noch einmal massiv steigern, warnt Obenauf. „Der Kreistag muss hier endlich mehr Verantwortung übernehmen, der Verwaltung klare Vorgaben machen und eine echte Schulbauinitiative initiieren.“

Hinter allen politischen Diskussionen und strukturellen Problemen stehen die Kinder und ihre Familien. Sie sind es, die unter den Versäumnissen der Vergangenheit leiden müssen. Die außerordentliche Kreistagssitzung am 6. August wird zeigen, ob die Politik bereit ist, aus ihren Fehlern zu lernen und schnelle, effektive Lösungen zu finden. Für die betroffenen Familien kann es nicht schnell genug gehen – schließlich beginnt das neue Schuljahr schon bald, und jedes Kind hat ein Recht auf Bildung in seiner Heimatregion.

 

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